Sie schaltete das Radio ein, nicht etwa den Fernseher, dessen Bilder ihr Angst machen würden. Angst, das Unausweichliche zu sehen, falls die Fähre wieder fuhr und an Land gehende Menschen in eine Fernsehkamera blickten: Menschen, denen sie nie wieder zu begegnen hoffte.
“…sind die Nordseeinseln nach wie vor vom Festland abgeschnitten“, hieß es: “Zahlreiche Anleger sind beschädigt …”
Wie so oft wüteten die Tiefs überm Wasser doch viel stärker. In Orkanböen, sagten sie: fünf Meter hohe Wellen. Am Nordstrand mochten sie nun in mannshohen Brechern heranrollen, ihre weißen Gischtrollen in den Sand schlagen, deren brockiger Schaum wie der eines tollwütigen Raubtiers bis über die Promenade wehte. Der Sturm war Katharinas Mantel, der Riegel vor der Tür. Er schützte sie und all die anderen Menschen, die sie in Gefahr bringen konnte.
“Eine Gnadenfrist”, sagte sie sich leise.
Denn das Tief zog vorüber, der Riegel lockerte sich. Sie würden kommen, gnadenlos und unerbittlich wie zuvor der Sturm.
Zeit das Haus zu verlassen, dachte sie und packte das gröbste ihrer Sachen zusammen.
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